titel: What feelings are these? Autor:Neyl Genre: Original, Love Warnungen: / Rating: ab 9
Lauschend saß Zero zwischen den Holunderbüschen, während er mit einem kleinen Stock ein Herz in den weichen Boden kratzte. Als er jemanden laut sprechen hörte, horchte er auf. Ja, das war sie. Zero schob ein paar Zweige vorsichtig auseinander und lugte hindurch. Er hatte Recht. Dort ging Faye mit ihren Freundinnen. Ihr langes, schwarzes Haar wehte geschmeidig hinter ihr her, während sie über den Schulhof gleitete. Ja, anders konnte man ihre Bewegungen nicht beschreiben. Bei jedem Schritt, bei allem was sie tat, hatte sie eine gewisse Geschmeidigkeit in ihrer Bewegung. „Hey, was machst du da?“ Erschrocken drehte sich Zero um. Ein plumper, blonder Junge stand vor ihm und sah ihn erstaunt an. „Ach, du bist es nur, Takuja“, erwiderte Zero und widmete sich wieder Faye zu. Takuja lehnte sich über Zero und als er Faye sah, begann er laut zu lachen. „Du willst es ihr also wirklich sagen?“, kicherte er. Zero antwortete nicht. Er beobachtete Faye weiter, die nicht weit entfernt stehen geblieben war und sich mit ihren Freundinnen unterhielt. Er wünschte sich nichts sehnlicher als mit ihr zu lachen; neben ihr zu stehen und ihrer Stimme zu lauschen. Doch er war klein, abgemagert und unbeliebt. Takuja war der Einzige, mit dem er befreundet war und Faye war anmutig, wunderhübsch und beliebt. Sogar sehr beliebt. Sie war wie er erst vierzehn, doch sie zog sogar die Blicke der älteren Oberschüler auf sich. „Hey, wenn du dich weiterhin hinter Gebüschen versteckst, dann wird sie nicht mal wissen, dass es dich gibt.“, sagte Takuja und versuchte ihn ein wenig aufzumuntern. „Du hast Recht.“, sagte Zero plötzlich und sprang auf. „Wünsch mir Glück.“ Er zwinkerte dem fassungslosen Takuja kurz zu und sprang dann durchs Gebüsch nach draußen. Er stand nur wenige Meter von ihnen entfernt und plötzlich wurde er nervös. Er merkte, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen. Vorsichtig näherte sich ihnen, bis er hinter Faye stand. Er konnte ihren süßen, aber gleichzeitig auch frischen Duft einatmen. Plötzlich wurde eine der Freundinnen auf ihn aufmerksam. „Was willst du?“, keifte sie ihn an. Faye wandte sich nun auch um und erblickte den Jungen. Zero spürte, wie er einen roten Kopf bekam. Warum musste diese dumme Ziege auch als Erste auf ihn aufmerksam werden? Noch dazu wurde ihm schlagartig bewusst, dass er einen halben Kopf kleiner als Faye war. „Ich… ich wollte… also…“, fing er an zu stottern. „Ich wollte dir nur sagen… dass ich… dich mag.“, endete Zero und blickte Faye dabei mutig an. Ihre beiden Freundinnen fingen laut an zu lachen. So laut, dass einige andere Schüler auf die Szene aufmerksam wurden und näher traten. Langsam verzog sich Fayes Gesicht zu einem kalten Grinsen. „Ahh, ist er nicht süß?“, sagte sie und hob ihre Stimme dabei an, so dass alle umstehenden jedes Wort mitbekamen. Dann lachte auch sie laut auf. Die umstehenden Schüler stimmten in das Lachen mit ein. Zero begann zu zittern. Aber nicht aus Angst, sondern aus Wut. Warum tat Faye das? Natürlich war es absurd von ihm zu glauben, dass sie ihn ernst nehmen würde, das gab ihr aber noch lange nicht das Recht ihn vor so vielen Schülern zu verhöhnen. „Glaubst du wirklich, dass du eine Chance bei mir hättest?“, fragte sie belustigt. Beschämt sah er zu Boden. Er war so dumm. Immer hatte er sie nur von weitem angehimmelt. Nie hätte er erwartet, dass hinter diesem süßen, hübschen Gesicht eine solche Person stecken würde. Plötzlich wurde er von hinten gestoßen und fiel mit dem Gesicht vor Fayes Füße. Angewidert wich sie einige Schritte zurück. Zero rappelte sich auf, als er erneut geschubst wurde. Dieses Mal schaffte er es sich gerade noch mit seinen Händen abzufangen. Die Schar um ihn fing an noch lauter zu lachen. Wütend wischte er sich mit dem Ärmel übers Gesicht und hüpfte dann flink auf und sah gerade noch, wie Taylor, ein beliebter, sportlicher Junge, erneut versuchte ihn auf den Boden zu werfen. Zero konnte gerade noch ausweichen, stieß dabei aber versehentlich mit Fayes Freundin zusammen. „Hau ab!“, kreischte sie. Zero stolperte ein paar Schritte zurück. Faye lächelte immer noch spöttisch. „Verschwinde, Kleiner.“, sagte Faye und wollte weggehen. „Du hälst dich für so toll.“, rief er ihr zornig hinterher. Faye drehte sich grinsend um. „Nun, das bin ich ja auch. Oder warum bist du zu mir gekommen?“ „Sicher nicht, wegen deinem guten Charakter“, antwortete er bissig. Ein kurzer Schatten huschte über ihr Gesicht. „Dein Aussehen allein, wird nicht reichen, damit dich jemand liebt.“, flüsterte er kaum merklich. Faye zog ihre Augenbrauen zusammen, während ihre Freundinnen ihn verächtlich grinsend ansahen. Er spürte, wie in jemand am Kragen packte und nochmals auf den Boden schleuderte. Grinsend verschwanden Faye und ihre Freundinnen, während die Anderen ihn immer noch höhnisch auslachten. „Warts nur ab. Du wirst sehen, was du davon hast. Durch Aussehen allein kann man nicht geliebt werden.“, flüsterte er. „Und das werde ich dir auch beweisen.“
Es war der erste Schultag nach den großen Ferien und Faye stand zusammen mit Kisha, Holly und Lucy in der Eingangshalle. Kisha und Lucy unterhielten sich eifrig über die neuen Schulfächer, während Faye ihren Blick durch den Raum schweifen ließ. Durch den Lautsprecher ertönte eine Stimme, die die Schüler in Klassen einteilte. Die neuen Schüler wurden zuerst aufgerufen und langsam leerte sich die Halle. „Wow! Schaut euch den mal an! Der muss neu sein!“, sagte Kisha plötzlich. Ihre drei Freundinnen schauten quer durch die Halle, wo ein großer Junge gegen die Wand lehnte und gerade mit ein paar Mädchen flirtete. Er hatte dunkelblondes Haar, das ihm leicht ins gebräunte Gesicht fiel; seine braunen Augen strahlten eine gewisse Wärme aus und unter der Schuluniform versteckt erkannte man den athletisch, muskulösen Körper. „Der ist ja echt Wahnsinn“, flüsterte Lucy. „Könnt ihr auch mal über was Anderes reden, als immer nur über Jungs?“, fragte Holly genervt. Kisha blickte mürrisch drein. „Also echt, sieh den dir doch mal an. Selbst Faye findet den süß, oder?“ Kisha wandte sich zu Faye. Mühsam wandte sie ihren Blick ab, zuckte aber nur mit den Schultern. Holly sah sie misstrauisch an. „Du fängst ja wohl nicht auch noch damit an, oder?“ „Das würde mal höchste Zeit werden.“, redete Lucy dazwischen. „Immerhin sind alle Jungs der Schule hinter dir her und dich lässt das absolut kalt.“ Faye wich ihrem Blick aus und schaute traurig aus dem Fenster. Holly zwickte Lucy in den Oberarm. „Du bist echt so was von unsensibel“, fauchte sie. „Hey, was ist denn?“, fragte Lucy und rieb sich über den Arm. Dann schien es ihr wie Schuppen von den Augen zu fallen. „Oh, sorry“, flüsterte sie verlegen. Faye winkte ab. „Ist schon okay.“, sagte sie leise und setzte ein Lächeln auf. „Jetzt kommen wir gleich dran“, sagte Kisha und warf sich den Rücksack über. „Raum C308“, nuschelte Lucy und die Vier machten sich auf den Weg. Sie kamen zeitgleich mit einem anderen Jungen an der Treppe an. Faye sah auf und blickte in das Gesicht des schönen Neulings. Dieser erwiderte ihren Blick starr und in seinen Augen war keine Spur Wärme mehr zu erkennen. Wortlos wandte er den Blick ab und stieg er die Treppe hinauf. „Was war den das?“, fragte Lucy irritiert. „Kennst du den etwas?“, fragte Kisha und sah ihm neugierig nach. Faye schwieg. Wieso hatte er sie so kalt angesehen? Kurz zuvor hatte er doch noch mit einigen Mädchen geflirtet. „Hey!“, rief Lucy und wedelte mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht rum. „Wir sollten langsam gehen.“, sagte sie und stieg die Treppe hoch. Die Anderen folgten ihr.
„Hey, da steht er ja. Der ist sicher in unserer Klasse.“, jubelte Lucy. Holly verdrehte die Augen. „Und du kennst ihn wirklich nicht?“, fragte sie Faye. Faye schüttelte den Kopf. „Nein, aber…“ „Was aber?“, hakte Lucy nach. „Ich weiß nicht genau.“, antwortete Faye. „Mir ist so, als kenne ich ihn von irgendwoher.“ „Du irrst dich sicher.“, sagte Kisha unbeirrt. Die Anderen sahen sie erstaunt an. „Nun, wenn sie ihn schon mal gesehen hätte, würde sie sich doch an ihn erinnern. Ich meine, wann trifft man schon jemanden, der so aussieht?“, erklärte sie. Lucy nickte begeistert und Holly seufzte. „Durch Aussehen allein, kann man nicht geliebt werden“, flüsterte Faye und ihr Blick ruhte auf dem Fremden. Lucy uns Kisha warfen sich unsichere Blicke zu, während Holly die Augen schloss und sich gegen die Wand lehnte.